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Menschen & Energie

Grosse Ziele: Photovoltaik und Versorgungsicherheit

Stefan Wittwer (links) und Stefan Bucher von IWB auf dem Dach des St. Jakob-Parks in Basel
Die IWB-Mitarbeitenden Stefan Wittwer (links) und Stefan Bucher sind von der Photovoltaik überzeugt. (Foto: Christian Aeberhard)

Wie Photovoltaik und Versorgungssicherheit zusammenhängen. Ein Gespräch von zwei IWB-Experten auf dem Dach des St.Jakob-Parks.

Redet man mit Stefan Bucher und Stefan Wittwer über Versorgungssicherheit, ist der Trend eindeutig: In Zukunft wird die Schweiz viel mehr Energie aus Photovoltaik gewinnen. Bucher ist Experte PV-Lösungen bei IWB und damit auch für den Solarausbau bei den Kundinnen und Kunden verantwortlich. Wittwer ist Leiter Beschaffungsportfolio und damit zuständig für eigene Grossanlagen wie AlpinSolar, die grösste alpine Solaranlage der Schweiz. Das Gespräch findet allerdings auf dem Dach des St. Jakob-Parks in Basel statt. Ein Ort, der verdeutlicht, wie ambitioniert die Pläne von IWB sind.

Projekte in den Alpen und auf den Dächern

«Bis 2030 wollen wir Photovoltaikanlagen mit einer jährlichen Leistung von rund zehn Megawatt Peak installieren», erklärt Wittwer. «Davon etwa acht Megawatt im Mittelland, zwei in den Alpen.» Buchers Ziele sind nicht weniger ambitioniert: «Zehn Megawatt Leistung wollen wir bei unseren Kundinnen und Kunden installieren – jedes Jahr.» Auch wenn die Zahlen verschiedene Bereiche betreffen – hier Anlagen von IWB, da solche für Kundinnen und Kunden –, zeigen sie die Grössenordnung. Zum Vergleich: Die Anlage auf dem St. Jakob-Park hat eine Leistung von 850 Kilowatt und produziert jährlich 800 000 Kilowattstunden Strom. Das entspricht dem Jahresbedarf von rund 230 Basler Haushalten.

Solarpanels auf dem Dach des St. Jakob-Parks in Basel
Die Solarpanels auf dem Dach des St. Jakob-Parks in Basel produzieren verlässlich Strom. (Foto: Christian Aeberhard)

Potenzial für die Versorgungssicherheit

Um zu verstehen, was das mit Versorgungssicherheit zu tun hat, müsse man ausholen, meint Stefan Wittwer. «Zuerst muss man sich im Klaren sein, worüber man redet.» Gehe es darum, einen Blackout, also einen grossflächigen Stromausfall zu vermeiden, brauche es vor allem Kapazität, also die Möglichkeit, rasch zusätzliche Leistung abzurufen. «Dafür ist die Wasserkraft prädestiniert, und IWB ist entsprechend gut aufgestellt.» Es gebe aber noch einen zweiten wichtigen Aspekt von Versorgungssicherheit, nämlich die Energie, die insgesamt zur Verfügung stehe. «Bei der Kapazität haben wir in der Schweiz kein Problem. Doch langfristig benötigen wir viel mehr Energie, und da bietet die Photovoltaik klar das grösste Potenzial.»

Stefan Bucher

Key Account Manager Photovoltaik, IWB

Es gibt unzählige Dächer und Fassaden, die für Solarstrom geeignet sind.

Wie dieses Potenzial ausgeschöpft werden soll, hat Stefan Bucher klar vor Augen. «Wir müssen informieren und aufklären.» Es gebe viele Objekte, die sich für Photovoltaikanlagen eignen. Sie reichten vom klassischen Einfamilienhaus über Mehrfamilienhäuser hin zu Gebäuden von KMU und Industrieunternehmen. Es gebe unzählige Dächer und Fassaden, die für Solarstrom geeignet sind. Und fast immer können die Besitzerinnen und Besitzer profitieren, denn Strom vom eigenen Dach ist günstiger als aus dem Netz.

Die Suche nach Flächen – und nach Wegen über Hürden

«Anlagen wie AlpinSolar sind von der Energieausbeute her ideal», kommentiert Stefan Wittwer. Sie produzierten über der Nebeldecke auch im Winter Strom, wenn dieser im Mittelland benötigt wird. «Dafür haben wir im Mittelland mehr bebaute Flächen zur Verfügung.» Es sei ja der Vorteil der Photovoltaikanlagen, dass sie eben nicht auf der grünen Wiese erstellt werden müssten. Für die eigenen Grossanlagen bevorzugt IWB deshalb Standorte an Gebäuden oder Infrastrukturen. Auf genauere Angaben zu den Standorten mag er sich nicht einlassen, gibt aber zu bedenken: «Die Nachfrage nach Photovoltaik ist da. Mittelfristig mache ich mir keine Sorgen, dass wir unsere Ausbauziele erreichen.

Stefan Wittwer

Leiter Beschaffungsportfolio, IWB

Die Schweiz braucht langfristig viel mehr Energie. Photovoltaik hat dafür klar das grösste Potenzial.

Natürlich gebe es auch Hürden zu meistern. Etwa die der Speicherung des Solarstroms zu Zeiten der Spitzenproduktion. Für Stefan Wittwer ist das allerdings nicht das drängendste Problem: «Je nachdem kann beispielsweise die stark wachsende E-Mobilität diese Produktion auffangen und kurzzeitig speichern. Aber wichtiger ist, die Solarkapazitäten überhaupt erst einmal zu erhöhen.» Hier sieht Stefan Bucher andere Herausforderungen: «Durch den weltweit starken Zubau und durch die Pandemie bedingt haben wir Lieferengpässe. Das dürfte sich allerdings bald wieder legen.» Viel wichtiger sei die Suche nach Personal, das die Anlagen erstellt.

Rahmenbedingungen für noch mehr Dynamik

Ein anderes Thema, so Stefan Wittwer, sei die politische Regulierung, die aktuell Produktionsanlagen benachteilige, bei denen der Strom nicht direkt vor Ort verbraucht wird. «Doch das wird sich ändern, und aus dem Hindernis wird ein Beschleuniger.» Davon ist auch Stefan Bucher überzeugt. Viele Menschen hätten gemerkt, dass es wichtig ist, bei der Energiewende mitzumachen und durch eine eigene Photovoltaikanlage ein Stück weit unabhängig vom Strommarkt zu werden. «Wenn jetzt das Signal kommt, dass auch Anlagen für die reine Einspeisung ins Netz gewünscht sind, wachen noch mehr Leute auf. Menschen in der Landwirtschaft oder Industrie – sie alle verfügen über Dach- und Fassadenflächen. Da liegt eine grosse Dynamik vor uns.»