Erfolgreich unterwegs für Versorgungssicherheit und Energiewende
Verwaltungsratspräsident und CEO im Interview
IWB blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück. Eine stabile finanzielle Lage erlaubt notwendige Investitionen in die Versorgungssicherheit und den Ausbau erneuerbarer Energien. Im Interview sprechen Verwaltungsratspräsident Urs Steiner und CEO Claus Schmidt über die Umsetzung der Unternehmensstrategie, das finanzielle Ergebnis und die Zukunft von IWB.
Urs Steiner, Claus Schmidt, was sind die wichtigsten Meilensteine, die IWB 2024 erreicht hat?
URS STEINER — Das Unternehmen ist gut aufgestellt und erfolgreich unterwegs. Der Verwaltungsrat ist mit der Leistung sehr zufrieden. Zunächst ist vor allem wichtig, dass IWB ihren Versorgungsauftrag einmal mehr zuverlässig und mit hoher Verantwortung wahrgenommen hat. Die Netze und Anlagen sind in gutem Zustand, das Trinkwasser ist von einwandfreier Qualität, Produkte und Dienstleistungen werden kontinuierlich weiterentwickelt. Neben dem Grundauftrag hat IWB in den letzten Jahren das Generationenprojekt Wärmetransformation angepackt, den Ausbau der Photovoltaik vorangetrieben, neue Ladeinfrastruktur gebaut und innovative Lösungen wie zum Beispiel den «Nanoverbund» entwickelt. Letzterer wurde Anfang 2025 mit dem Watt d’Or des Bundesamts für Energie ausgezeichnet. Solche Leuchtturmprojekte zeigen, wie IWB auch auf unkonventionelle und kreative Lösungen setzt, um die energiewirtschaftlichen Herausforderungen anzupacken.
CLAUS SCHMIDT — Unser grösstes Projekt ist die Wärmetransformation. Seit 2022 haben wir in Basel rund elf Kilometer Fernwärmeleitungen gebaut und über 1000 zusätzliche Anschlussverträge mit Kunden geschlossen. Die neue Holzpelletkesselanlage in der Fernwärmeproduktionsanlage beim Bahnhof SBB ist fertig gebaut und spart künftig 23 000 Tonnen CO2 – jedes Jahr. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu netto null CO2 in der Fernwärme. Auch bei der Gasstilllegung im Kanton Basel-Stadt geht es voran: In etlichen Strassen haben wir Stilllegungen angekündigt. Wir orientieren unsere Kunden mit langer Vorlaufzeit, damit sie sich vorbereiten können. Unsere Absatzmengen zeigen, dass die Wärmetransformation in den Liegenschaften ankommt: Die Fernwärme legte 2024 um drei Prozent zu, der Gasabsatz ging um ein Prozent zurück. Auch in vielen anderen Projekten sind wir erfolgreich: sei es in der E-Mobilität, wo wir die 100. öffentliche Ladesäule im Kanton Basel-Stadt installieren konnten, oder beim Bau von Wärmeverbünden. In Frick haben wir den ersten komplett von IWB entwickelten Wärmeverbund ausserhalb des Kantons realisiert. Gemeinsam mit unseren Tochterunternehmen Planeco und Kunz brachten wir fast 55 Megawatt Peak an PV-Leistung auf Dächer und Fassaden unserer Kunden. Und nicht zuletzt haben wir im letzten Jahr die grösste Schaltanlage der Schweiz in einem unserer Unterwerke installiert.
Das finanzielle Ergebnis ist gut ausgefallen. Ist IWB damit für die zukünftigen Investitionen gerüstet?
CLAUS SCHMIDT — Die Energiemärkte sind weiterhin sehr volatil, von starken Preisschwankungen betroffen. In diesem Umfeld sind langfristige Investitionen, wie wir sie in der Wärmetransformation oder beim Umbau der Stromnetze tätigen, sehr herausfordernd. Darum legen wir grössten Wert auf finanzielle Kraft und Stabilität. Das honoriert auch der Kapitalmarkt: 2024 platzierten wir die ersten beiden Unternehmensanleihen unserer Unternehmensgeschichte. Die Investoren waren sehr interessiert. Die erfolgreiche Erstemission von IWB bildet die Basis für zukünftige Finanzierungsvorhaben. IWB erzielte hervorragende Konditionen. 2024 konnten wir unsere hohen Investitionen in Höhe von 212 Millionen Franken wieder vollständig aus dem operativen Cashflow finanzieren.
URS STEINER — Die finanzielle Stärke von IWB ist das Ergebnis einer erfolgreichen, langfristigen Strategie. Das Unternehmen setzt seit vielen Jahren konsequent auf die Dekarbonisierung. Durch die Tätigkeit in regulierten und offenen Märkten ist IWB flexibel genug, auch in Wachstumsfelder zu investieren, beispielsweise in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Und drittens investiert IWB seit Jahren kontinuierlich in eine moderne Infrastruktur. Diese langfristige Strategie bietet Investoren eine hohe Sicherheit. Ebenfalls eine Rolle spielt dabei unsere hohe Eigenkapitalquote und dass der Kanton Basel-Stadt unser Eigentümer ist.
Vor welchen Herausforderungen steht IWB bei der Umsetzung des Stromgesetzes?
CLAUS SCHMIDT — In diesem Gesetzespaket stecken zwar viele Kompromisse, doch die Richtung stimmt: Der Umstieg auf erneuerbare Energien wird forciert. Das Gesetz erhöht die Anforderungen an Energieversorger, bietet aber auch Chancen. Mit der Stärkung der dezentralen Solarstromproduktion können wir unsere Angebote von Solardienstleistungen erweitern und die Kunden bei der Produktion und der Nutzung von erneuerbarer Energie unterstützen.
Die IWB Strategie 2021+ setzen Sie seit vier Jahren um. Wie wird es in der Zukunft weitergehen?
URS STEINER — Die Umsetzung der bestehenden Strategie ist in vollem Gang. Sie hat sich in den Ausnahmesituationen der Pandemie und der Energiekrise sehr bewährt. Um die sich weiter ändernden Rahmenbedingungen, Kundenbedürfnisse, Technologien und Flexibilitäten zu berücksichtigen, hat der Verwaltungsrat die Weiterentwicklung und die Justierung der Strategie für die Jahre ab 2026 in Auftrag gegeben.
CLAUS SCHMIDT — Auch in der neuen Strategie werden die Sicherung einer hohen Versorgungsqualität und die Realisierung der Energiewende Priorität haben. Die Dezentralisierung der Energieversorgung wird rasch voranschreiten, der Strombedarf wird stark steigen. Für Energieversorger bedeutet das einen anhaltend hohen Investitionsbedarf für Produktion und Netze bei einem weiterhin hohen und künftig steigenden Wettbewerbsdruck. Zudem müssen Stromversorger in der Lage sein, auf schwankende dezentrale Stromerzeugung und -preise zu reagieren.
Wie gehen Sie mit dem Thema Fachkräftemangel um?
CLAUS SCHMIDT — Wir steigern die Attraktivität von IWB als Arbeitgeberin kontinuierlich: Indem wir interessante Aufgaben schaffen und den Mitarbeitenden Entwicklungsmöglichkeiten und langfristige Perspektiven bieten. Grundsätzlich haben wir den Vorteil, dass die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien eine Aufgabe mit Beitrag und Wert für das Gemeinwohl ist. Bei uns findet man also nicht einfach Jobs, sondern sinnvolle Jobs. Dazu kommen noch unsere konkreten Zusatzleistungen: Wir bieten eine Fachlaufbahn, das heisst eine Weiterentwicklung im Job, auch ohne eine Führungsposition zu übernehmen. Wir fördern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Homeoffice, vier Wochen Vaterschaftsurlaub und bezahlten Absenztagen für die Pflege von Angehörigen. Solche Merkmale wirken nach innen und nach aussen: Sie machen uns sichtbar im Wettbewerb um Talente, wie die Ergebnisse unserer jüngsten Mitarbeitendenumfrage belegen. Dank einer hervorragenden, weiter gesteigerten Gesamtzufriedenheit wurde IWB erneut als «Great Place To Work» ausgezeichnet.
URS STEINER — Der Verwaltungsrat hat die Ergebnisse der Mitarbeitendenumfrage erneut sehr erfreut zur Kenntnis genommen. Das Vertrauen in die Organisation und die Führung von IWB ist gross, die Mitarbeitenden fühlen sich wohl bei IWB und arbeiten gerne bei uns. Die Umfrage zeigt uns auch, wo wir noch besser werden können. Ich bin zuversichtlich, dass IWB auch in Zukunft die richtigen Leute findet, um spannende, innovative und zukunftsorientierte Projekte umzusetzen.