zum Main Content
Klimadreh
Magazin

Menschen & Energie

Wie Pflanzenkohle Nährstoffe bindet – und Gerüche

Bauer der vor seinen Kälber im Stall fotografiert wird
Landwirt Lukas Brunner auf seinem Hof bei Muttenz. (Foto: Niels Franke)

In der Landwirtschaft dreht sich alles um Nährstoffe. Pflanzenkohle kann diese im Boden halten, wie ein Besuch auf dem Paradieshof von Lukas Brunner bei Muttenz zeigt. Das merkt man bereits am Geruch.

Eigentlich haben wir im Stall die Wärme gesucht, denn Sonnenlicht hat es an diesem Dezembermorgen noch keines auf dem Paradieshof. Doch drinnen fällt vor allem die gute Luft auf. «Der typische Ammoniakgeruch, den man aus Rinderställen kennt – den gibt es hier nicht.» Lukas Brunner geht neben seinen Rindern vorbei. Auf dem Boden steht ein Eimer, darin liegt der Grund für den geringen Geruch: Pflanzenkohle. «Früher war es hier drinnen stickiger, ein reiner Anbindestall. Wir haben zunächst Wände entfernt, sodass die Luft besser zirkuliert. Aber der Einfluss der Pflanzenkohle ist spürbar.» Denn die Pflanzenkohle wirkt wie ein Schwamm: Sie nimmt Nährstoffe auf und verhindert, dass diese als stechend riechende Gase in die Luft entweichen.

Extensive Landwirtschaft mit Pflanzenkohle

Brunner führt den Hof seiner Eltern mit 45 Hektaren Land, 48 Rindern, darunter Mutterkühe, sowie einem Dorfladen unten in Muttenz. Dort verkauft er das Fleisch aus der Rindermast, Most und Gemüse vom Acker im Direktvertrieb. Demnächst gehört der Betrieb ihm. Lukas Brunner produziert nach Bio-Standard und ist IP Suisse-zertifiziert. «So extensiv wie möglich», sagt er. Also ohne künstlichen Dünger und möglichst bodenschonend. Und genau da spielt die Pflanzenkohle ihre Stärke aus.

Die grosse Oberfläche bindet Nährstoffe

Durch ihre poröse und damit grosse Oberfläche bindet Pflanzenkohle besonders viele Stoffe. Lukas Brunner streut sie im Stall aus, wo sie sich mit den Ausscheidungen der Tiere vermischt und von den Klauen weiter zerkleinert wird. «Ich kann es nicht in Zahlen ausdrücken. Aber es ist klar, dass auch weniger Nährstoffe verloren gehen, wenn es weniger riecht», so Brunner. Die Gülle, die er auf dem Feld ausbringe, sei deshalb ertragreicher. Die Pflanzenkohle mit den gebundenen Nährstoffen arbeite sich langsam in den Boden. «Wenn man bei einer Spatenprobe die Erde genau ansieht, erkennt man die Kohle wieder.»

Weniger Geruch, weniger Konflikte

Doch das wichtigste Argument für Pflanzenkohle ist für Lukas Brunner der Geruch. Allerdings nicht wegen der besseren Luft im Stall. «Meine Felder sind nahe am Wohngebiet», sagt er. Die typischen Geruchsemissionen der Landwirtschaft bergen immer wieder Konfliktpotenzial. «Die Toleranz der Menschen gegenüber der Landwirtschaft nimmt tendenziell ab. Wenn ich einen Angriffspunkt weniger habe, bin ich froh.»

Endlich lokale Pflanzenkohle

Hofdünger, wie Gülle und Mist im Fachjargon heissen, lässt sich mit verschiedenen Mitteln aufbereiten. Lukas Brunner ist zurückhaltend. «Der Markt ist gross. Ich nehme längst nicht alles, was angeboten wird.» Er setzt auf Produkte, die Mineralien und Milchsäurebakterien einbauen und so die Verrottung des Hofdüngers fördern. Sie ergänzt Brunner mit Pflanzenkohle. «Schon seit Jahren nutze ich Pflanzenkohle.» Seit sie von IWB angeboten wird, hat er ohne zu zögern umgestellt. «Ein Produkt, das in der Region hergestellt wird, macht für mich und meine Art zu produzieren, einfach Sinn.» Bei der biologischen Landwirtschaft gehe es schliesslich darum, Kreisläufe zu schliessen – möglichst einfach und direkt.

Ein Händedruck, der nicht selbstverständlich ist

Zum Abschied schüttelt Lukas Brunner die Hand. Dabei lacht er. «Das gibt jetzt zwar etwas Kohlestaub, dafür stinkt’s nicht.» Mit dem typischen Ammoniakgeruch sei das Händeschütteln für Ungewohnte nicht so angenehm. Inzwischen ist die Sonne da. Das struppige Fell der Kühe und von ihren Kälbern glänzt. Und die gesunden Böden erhalten die nötige Sonne, damit der natürliche Stoffwechsel weiter läuft. Mit ein bisschen Pflanzenkohle als wichtige Zutat.