Die neuen Reben von Claude Chiquet gedeihen dank Pflanzenkohle auch nach dem Hitzesommer. Bald werfen sie Ertrag ab. Was nach intensiver Landwirtschaft klingt, ist in Wahrheit durch und durch «Bio».
Die Rebe ist noch kein Jahr alt, doch schon sieht man den Unterschied. «Diese Triebe wären sonst nur halb so lang, der Stamm nie so dick. Das ist der Pflanzenkohle zu verdanken.» Claude Chiquet steht mitten in einer Parzelle, die er in diesem Jahr neu bepflanzt hat. Im trockenen Sommer 2022 hat er hier in Ormalingen Reben herangezogen, die vermutlich schon 2023 Ertrag abwerfen. Auch in weniger trockenen Sommern wäre das erstaunlich, brauchten Reben doch sonst mindestens zwei Jahre bis zur ersten Lese. Das sei der Fähigkeit von Pflanzenkohle zu verdanken, Stoffe zu binden, so Chiquet. Einerseits hält sie Nährstoffe im Boden, andererseits Wasser. «Ich habe vor den Ferien noch sicherheitshalber gewässert. 15 Liter pro Pflanze haben gereicht.» Andere bewässerten in dieser Zeit viel mehr, während in der Trockenheit doch Wasser sparen gefragt wäre.
Pflanzenkohle aufladen, junge Pflanzen aufziehen
Damit die neu gepflanzten Reben voll von der Pflanzenkohle profitieren konnten, musste Chiquet sie zuerst «aktivieren». Er hat sie mit dem Hofkompost vermischt, den er aus altem Trester und Stengeln gewinnt. «Eine junge Rebe hat so zarte Wurzeln, ihr entzieht schnell alles rundum in der Erde den Nährstoff», erklärt Chiquet. Reine Pflanzenkohle ist sehr porös. Sie muss deshalb mit Nährstoffen aufgeladen werden, damit die Pflanzen von ihr profitieren. «Wir haben den Kompost mit der Pflanzenkohle vorbereitet. Kurz vor dem Stecken hat es geregnet. Das hat die Pflanzenkohle noch einmal mit Wasser gefüllt. Davon haben die jungen Pflanzen bis im Herbst profitiert.»
Inspiration von Bio-Winzern
Auf die Idee, seine Böden mit Pflanzenkohle anzureichern, ist Claude Chiquet durch Inspiration im Wallis gekommen. Bio-Winzer Hans-Peter Schmidt setzt dort schon lange Pflanzenkohle ein und forscht an den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Wenn es im trockenen Rhonetal funktioniere, denkt sich Claude Chiquet, warum dann nicht bei ihm daheim im Baselbiet? «Was ich hier mache, ist keine Wissenschaft», sagt er und lacht. Manche Dinge müsse man eben ausprobieren, um Resultate zu sehen. Andere im Ort hätten sein Vorhaben zwar kritisch gesehen, aber die Ergebnisse sprächen für sich.
Ein Quereinsteiger, der auf Bio setzt
Seine Erfahrungen im Rebberg hat Claude Chiquet gesammelt, nachdem er bereits eine Karriere als Ingenieur in der Energiebranche hinter sich hatte. «Ich wollte eben noch etwas anfangen, damit mir nach der Pensionierung nicht langweilig wird», sagt er und lacht wieder sein ehrliches Lachen. Als Quereinsteiger sei für ihn von Anfang an klar gewesen, dass er Wein nach Bio-Richtlinien herstellen will. «Ich will dem Boden nicht mehr nehmen, als ich ihm gebe», sagt Chiquet ernst. Spritzmittel setzt er deshalb viel weniger ein, als er könnte. Möglich machen es pilzresistente Sorten, sogenannte «PIWI»-Weine. Auch der Sauvignon Soyhières gehört dazu, jene vom bekannten Rebzüchter Valentin Blattner entwickelte PIWI-Sorte, die Chiquet hier im Frühling gepflanzt hat.
Die Zukunft in Ormalingen
Aus dem Hobby, das der Weinbau ursprünglich sein sollte, ist für Claude Chiquet längst ein professioneller Betrieb geworden. Die Nachfrage ist hoch, die Produktion soll nachziehen. Deshalb will er schon bald weitere Parzellen pachten, die an die jetzigen Rebhänge angrenzen. Dass dabei wiederum Pflanzenkohle zum Einsatz kommt, ist für Chiquet klar. «Dass ich sie bisher nicht verwendet habe, liegt an der Verfügbarkeit. Es gab zwar Produkte, aber keine aus der Region.» Mit IWB als Anbieterin sei das nun anders, meint Claude Chiquet. Regionale Pflanzenkohle passt zum Bio-Ethos seines Weinguts.
Mehr Wasser oder mehr Pflanzenkohle
Es habe Mut gebraucht, in Ormalingen Wein anzubauen, sagt Claude Chiquet und blickt über seine Reben neben dem Wohnquartier. «Viele haben schlicht nicht glauben wollen, dass hier guter Wein wächst.» Inzwischen habe er Rotweine, die es mit solchen aus Südfrankreich aufnehmen, meint er. Seine Erklärung: «Für mich war schon lange klar, dass die Klimaerwärmung real ist. Und auch, dass sie zu- und nicht abnimmt. Das kann ich mir als Winzer zunutze machen.» Die klimatische Veränderung bringe natürlich auch Probleme: «Von drei Sommern ist inzwischen einer sehr trocken», so Chiquet. Darauf liesse sich eigentlich nur auf zwei Arten reagieren: Entweder, indem man mehr bewässere, oder die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens mit Pflanzenkohle verbessere. Welchen Weg Claude Chiquet wählt, ist klar.
Gut für Klima und Boden
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