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Klimadreh
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Menschen & Energie

Multisporthalle Biel: Wo erneuerbare Energie entsteht

Mann läuft vor der Multisporthalle Biel durch
Fotos: Nico Aebischer

In der neuen Multisporthalle in Biel wird Inlinehockey gespielt, geklettert und geturnt. Während die Sportlerinnen und Sportler körperlich aktiv sind und dabei mentale Kraft tanken, produzieren auf dem Dach 1’000 Solarmodule Strom aus Sonnenenergie. Die 435 kWp-Anlage wurde vom IWB-Tochterunternehmen Kunz Solartech realisiert.

Martin Glaus hat allen Grund zur Freude: Im Februar ging die zweite Photovoltaik-Anlage der Solargenossenschaft Region Biel/Bienne, die er co-präsidiert, ans Netz. Sie soll jährlich rund 387'000 Kilowattstunden Strom produzieren, was dem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 120 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Exakt 1'000 Solarmodule liegen auf den beiden Flachdächern des markanten Holzbaus der Stadt Biel, in dem sich acht Hallen befinden. Genutzt werden diese vom Seeland-Gymnasium und den kantonalen Berufsschulen, vom Schweizerischen Alpen-Club SAC, dem Turnzentrum Bern und dem Inline Hockey Club Biel-Bienne.

Mann läuft auf dem Dach neben der installierten Solaranlage durch
Martin Glaus ist stolz auf die ertragsreiche und hochwertige PV-Anlage, denn der Klimaschutz ist ein zentrales Anliegen der Solargenossenschaft.

Grüner Strom für Mieter und Mitglieder

Die Stadt Biel möchte bis 2050 klimaneutral sein und fördert nachhaltige Projekte. Deshalb stellt sie der Solargenossenschaft das Dach der Multisporthalle zur Verfügung. Diese ist für Bau, Finanzierung und Unterhalt der Photovoltaikanlage verantwortlich. Den gewonnenen Strom verkauft sie den vier Mietparteien über einen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV). Es werde sich zeigen, wie viel Strom tatsächlich im Gebäude verbraucht werde, sagt Martin Glaus und erklärt: «Der überschüssige Strom wird vorläufig ins Netz eingespeist.» Die Rückliefertarife von Energie Service Biel/Bienne seien zwar variabel, aktuell aber noch attraktiv. Noch lieber würde die Solargenossenschaft den überschüssigen Strom jedoch an Mitglieder und Nachbarschaft weiterverkaufen, was ab dem 1. Januar 2026 gesetzlich erlaubt ist. Dann tritt die Regelung für lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) in Kraft.

Martin Glaus

Co-Präsident der Solargenossenschaft Region Biel/Bienne

Ab dem nächsten Jahr prüfen wir, ob wir unseren Mitgliedern günstigen Solarstrom anbieten können.
Martin Glaus im Technikraum der Multisporthalle Biel
Martin Glaus befindet sich im Technikraum der Multisporthalle. Ihm ist wichtig, dass die Mitglieder der Solargenossenschaft in Zukunft Strom von den eigenen Anlagen beziehen können.

Nachhaltigkeit mit System

Die 1'000 Module auf dem Dach wurden in Deutschland produziert. «Wir wollten europäische Produkte einsetzen, auch wenn diese teurer sind als asiatische», sagt Martin Glaus. Mit den bifazialen Glas-Glas-Modulen des deutschen Herstellers Axitec konnte diese Anforderung erfüllt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Modulen können diese beidseitig Sonnenlicht absorbieren und dadurch mehr Energie erzeugen – insbesondere, wenn sie auf einer erhöhten Unterkonstruktion montiert sind. Die sogenannte «Gründach-Unterkonstruktion» hat noch weitere Vorteile: Sie reduziert den Treibhauseffekt unter den Modulen, dämmt folglich den Pflanzenwuchs und senkt entsprechend auch den Pflegeaufwand des Daches. Um den Ertrag weiter zu maximieren, wurden sogenannte Leistungsoptimierer von SolarEdge verbaut. Sie verhindern, dass verschattete Module die Leistung ganzer Stränge beeinträchtigen und ermöglichen eine einfache Leistungskontrolle sowie eine Fehlersuche bei Ausfällen.

Vincent Kaufmann

Standortleiter Grenchen, Kunz Solartech

Wenn Handwerker, Planer und Bauherr am gleichen Strick ziehen, läuft es, und das Ergebnis kann sich sehen lassen
Unterkonstruktion der Solaranlage auf der Multisporthalle Biel
Die Module wurden auf einer erhöhten Unterkonstruktion montiert, um den Pflanzenwuchs einzudämmen. Dadurch sinkt der Aufwand für die Dachpflege.

Windböen und leichte Verzögerungen beim Bau

Im November 2023 fiel der Investitionsentscheid der Solargenossenschaft, von Mitte Juni bis Ende November 2024 wurde die PV-Anlage montiert, im Februar 2025 wurde sie ans Netz angeschlossen und der Solargenossenschaft übergeben. «Der Bau verlief insgesamt reibungslos – abgesehen von kleinen  Verzögerungen und einem ausgefallenen Steuergerät», sagt Martin Glaus rückblickend. Vincent Kaufmann, Standortleiter Grenchen bei Kunz Solartech ergänzt: «Herausfordernd waren die starken Windböen, die vom See über die Stadt Richtung Jura fegten, aber insgesamt klappte alles nach Plan.» Die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten habe wesentlich zum Erfolg beigetragen. «Wenn Handwerker, Planer und Bauherr am gleichen Strick ziehen, läuft es, und das Ergebnis kann sich sehen lassen», so Kaufmann.  

Martin Glaus

Co-Präsident der Solargenossenschaft Region Biel/Bienne

Wir müssen Nachhaltigkeit auf allen Ebenen fördern, damit wir unseren Kindern und Grosskindern eine intakte Erde weitergeben können
Solaranlage der Multisporthalle Biel von oben
Der nachhaltig konstruierte Holzbau ist mit der ertragsstarken Photovoltaikanlage ein Leuchtturmprojekt für die Verbindung von Architektur und Klimaschutz.

Ein Projekt mit Symbolkraft

Am 23. August 2025 wurde die «Sportfabrique» mit dem Solarkraftwerk offiziell eingeweiht. Mit diesem Vorzeigeprojekt fördert die Stadt Biel nicht nur den Sport, sondern leistet zusammen mit der Solargenossenschaft auch einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung und somit zu einer lebenswerten Zukunft. Für Martin Glaus ist dieses Projekt ein starkes Beispiel für partnerschaftliches Handeln im Sinne des Klimas, denn: «Nur gemeinsam schaffen wir die Wende.» Es gelte, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zu fördern. «Damit wir unseren Kindern und Grosskindern eine intakte Erde weitergeben können.»