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Klimadreh
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Menschen & Energie

Wenn eine Photovoltaikanlage alle Hürden nimmt

Blick auf mehrere Reihenhäuser. Eines in der Mitte hat eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Endlich: Die Photovoltaikanlage von Christian Wackernagel hat viele Hürden nehmen müssen. (Foto: Simon Havlik)

Schritt für Schritt erfüllt sich Christian Wackernagel seinen Traum von einer eigenen Photovoltaikanlage. Auch, wenn er dafür kämpfen muss.

Im Nachhinein liest es sich wie das Drehbuch einer Tragikomödie: Per Zufall beschliessen zwei Freunde, auf ihren jeweiligen Häusern Photovoltaikanlagen zu bauen. Beide beginnen auch nahezu gleichzeitig, das Projekt anzugehen. Der eine nimmt seine Anlage nach kurzer Zeit in Betrieb. Der andere verschwindet ein halbes Jahr lang im Gesetzesdschungel, verliert fast die Hoffnung. Am Schluss baut er doch, um viele Erfahrungen reicher.

Der Start: eine ganz normale Solaranlage

Christian Wackernagel ist der Zweite in dieser Geschichte. «Mein Freund in Basel hat Anfang des Jahres IWB kontaktiert», erzählt der Unternehmer aus Allschwil. Er selbst habe noch ein zweites Beratungsangebot eingeholt, sich aufgrund der Betreuung dann aber auch für IWB entschieden. Schnell ist das Potenzial des Dachs bestimmt, es soll eine Aufdachanlage mit 12 Panels auf der Südseite werden. Eine ganz normale Solaranlage, normalerweise innert Wochen gebaut. Doch es kommt anders.

Die Ernüchterung: Ortsbildschutz fordert suboptimale Lösungen

Nachdem er sein Baugesuch eingereicht hat, erhält Wackernagel eine ernüchternde Antwort. Der lokale Ortsbildschutz verbiete eine Aufdachanlage am Standort. Zunächst werden ihm von offizieller Seite Alternativen vorgeschlagen: Eine Indachanlage mit ziegelfarbigen Panels, eine Verlegung auf die von der Strasse abgewandte Nordseite. Er erinnert sich: «Lösungen, die entweder teuer sind oder wenig Ertrag bieten. Oder beides.» Christian Wackernagel ist konsterniert. War es das mit dem Traum von der eigenen Photovoltaikanlage?

Der Erfolg: Baubewilligung erteilt

Doch er fasst Mut. Als gelernter Jurist weiss er, dass der Kampf für die gute Sache manchmal mehrere Anläufe braucht. Er liest sich in die Thematik ein und kontaktiert verschiedene Stellen des Kantons Basel-Landschaft. «Ich konnte einfach nicht glauben, dass ein Reihenhaus gegenüber einer Schrebergartenanlage keine Photovoltaikanlage haben sollte.» Die verschiedenen Kantonsbehörden geben Wackernagel schliesslich recht. Sie weisen alle Einsprachen der Gemeinde ab, die – allen persönlichen Gesprächen zum Trotz – bis zuletzt an ihrer Einschätzung festgehalten hat. Nun der Erfolg: Nach sechs Monaten Aktenstudium, Warten und grosser Beharrlichkeit erhält Christian Wackernagel eine Baubewilligung für seine Photovoltaikanlage. Er fühlt sich bestätigt: Die ökologischen Aspekte einer Solaranlage werden höher gewichtet als deren ästhetische Einstufung.

Eine Ansicht eines Reihenhauses. Auf einer Hälfte des Dachs ist eine Photovoltaikanlage montiert.
Aus Gründen des Ortsbildschutzes wurde die Anlage zuerst abgelehnt und kleinere Anlagen oder solche auf der schattigen Nordseite des Daches vorgeschlagen. Der Kanton Basel-Landschaft gewichtet schliesslich die erneuerbaren Energien höher.

Inspiration durch andere Solaranlagen

Die Einzelleistung eines Juristen also, bei der Laien überfordert aufgegeben hätten? Christian Wackernagel relativiert: «Auch ich musste mich einarbeiten, denn beruflich bin ich nicht mehr vom Fach.» Höchstens eine Inspiration hat der Sportveranstalter aus dem Beruf mitgenommen: Neben der Badmintonhalle, die er in Oberwil betreibt, befindet sich eine grosse Anlage. Sie sei eine Inspiration gewesen. «Ich weiss schon lange um die Herausforderung, die der Klimawandel darstellt. Und den Beitrag, den der Umstieg auf erneuerbare Energien leisten kann.» Als er privat seine Hypothek erneuern musste, war für ihn der Moment gekommen, den Traum einer eigenen Photovoltaikanlage wahr zu machen. «Ich wusste nicht, dass ich dafür würde kämpfen müssen. Aber ich habe es getan, und es hat sich gelohnt. Das ist meine Botschaft», fasst er zusammen.

Eigenverbrauch und Optimierungen am Haus

Nun bleibt ihm die Freude, mit dem eigenen Haus einen Schritt weitergekommen zu sein. Seit über 24 Jahren wohnen die Wackernagels im Reihenhaus aus den 1930ern. Immer wieder haben sie saniert, sobald es die Finanzen zugelassen haben. Die Gebäudehülle, samt Fenstern, Türen und Dach sind nun auf dem neuesten Stand, und der Elektroboiler samt Hausapparaten wird dank dem Eigenverbrauch des Stroms vom Dach ebenfalls ökologischer. «Wenn wir irgendwann unser Auto ersetzen, wird es sicher ein elektrisches», so Wackernagel. Er hat noch viel vor mit seinem Haus, auch, wenn einst die Kinder ausgezogen sind. Dank Photovoltaik ist er für die Zukunft gerüstet, so wie sein Freund in Basel. Dafür haben sich auch ein paar Monate Kampf gelohnt.