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IWB erklärt

Warum uns Balkon-Solaranlagen nicht kalt lassen

Porträt Flurin Buchholz-Baltermia.
Als Leiter Energieberatung kennt Flurin Buchholz-Baltermia die Fragen der Menschen zu Solaranlagen für den Balkon. (Foto: Timo Orubolo)

Die kleinen Solaranlagen erobern die Balkone der (Stadt-)Häuser. Was hält IWB davon?

Vielleicht kennen Sie noch das Lied vom kleinen grünen Kaktus, der draussen am Balkon steht. Bei den Balkon-Solaranlagen, die nun an vielen Stadthäusern hängen, geht es um etwas Ähnliches wie im Schlager der Comedian Harmonists: ein kleines Stück Glück im bescheidenen Leben. Die einen haben Immobilien und bringen eigene Solaranlagen an Dach und Fassade, die anderen beteiligen sich an gemeinschaftlichen Anlagen. Wem beide Wege verwehrt sind, erhält mit den Balkon-Solaranlagen einen dritten.

Die Balkonanlage deckt den Grundbedarf

In der Energieberatung werden wir immer wieder nach Balkon-Solaranlagen gefragt. Was damit möglich wäre oder ob sie überhaupt sinnvoll seien. Meine erste Frage ist dann immer, für was man sie denn haben wolle. Meistens sind es Mieterinnen und Mieter, die kein eigenes Dach besitzen, und schlicht einen Anteil an der Energiewende haben wollen, indem sie selbst Strom erzeugen. Für sie ist eine Balkon-Solaranlage durchaus geeignet. Gerade die grösseren dieser Anlagen – erlaubt sind bis zu 600 Watt Leistung – vermögen den Grundbedarf eines Haushalts zu decken. Natürlich sind da energieintensive Tätigkeiten wie Kochen oder Waschen nicht dabei. Aber der Kühlschrank, die Beleuchtung oder das WLAN schon. Es geht also um Eigenverbrauch. Steckfertige Solaranlagen sind wegen ihrer kleinen Leistung nicht dafür ausgelegt, Überproduktion ins öffentliche Netz einzuspeisen. Für eine Vergütung müsste die Strommenge über Smart Meter gemessen werden, die in der Schweiz noch nicht überall installiert sind. IWB prüft zurzeit, wie Vergütungen auch ohne Installationsanzeigen kosteneffizient möglich wären.

Flurin Buchholz-Baltermia

Es gibt Zehntausende geeignete Balkone. Anlagen dort ergänzen Dachanlagen perfekt.

Auch Inselanlagen können sinnvoll sein

Eine andere Nutzung ist die als Inselanlage. Man denke an das Gartenhaus, die Garage, die Alphütte ohne eigenen Stromanschluss. Dort kann eine Balkon-Solaranlage den Stromanschluss ersetzen. Allerdings geht das nur zusammen mit einer Batterie, denn die Solarpanels liefern keine konstante Stromversorgung. Das erhöht natürlich die Kosten des Systems. Vergleicht man sie allerdings mit einem neuen Stromanschluss samt Verlegen einer Leitung im Boden, relativiert sich das rasch. Auch für Mieterinnen und Mieter kann sich übrigens eine Balkon-Solaranlage innerhalb ihrer Lebenszeit amortisieren. Zwar dauert es länger als bei grösseren Solaranlagen, aber es ist möglich, und das ist das eigentlich Erstaunliche.

Die Menge machts

Jetzt fragen Sie sich, ob das nicht ein Tropfen auf den heissen Stein ist angesichts der grossen Aufgabe der Energiewende. Hier sage ich, die Menge machts. Es gibt Zehntausende geeignete Balkone. Anlagen dort ergänzen Dachanlagen perfekt, und natürlich auch die grossen Solaranlagen, die in der ganzen Schweiz geplant sind. Die kleinen Balkonanlagen erreichen zudem noch etwas: Sie geben ihren Besitzerinnen und Besitzern einen direkten Bezug zum Thema Energie. Ein kleiner grüner Beitrag, draussen am Balkon.