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Energiegeschichten
Strom für die Herbstmesse
Wenn es in Basel nach gebrannten Mandeln duftet und die Tage kürzer werden, weiss man: Die Herbstmesse ist zurück. Zwei Wochen lang verwandelt sich die Stadt in ein buntes Lichtermeer, das Kinderherzen höherschlagen und Erwachsene in Erinnerungen schwelgen lässt. Seit über 550 Jahren sorgt die grösste Vergnügungsmesse der Schweiz schon für Unterhaltung. Dafür braucht es eines ganz besonders: Strom.
Mässmogge, Kinderlachen, Nervenkitzel – aus Strom wird Mässzauber
An einem grauen Morgen im Oktober leuchten auf der Rosentalanlage nur die Bäume gelb. Zwischen Kabelrollen und Werkzeugkisten steht Oliver «Olli» Schirmer von IWB. Er wirkt erstaunlich entspannt, obwohl der Countdown läuft. «In drei Tagen geht’s los. Wir sind fast fertig», sagt er und deutet auf die «Swing Up» hinter ihm – eine Kult-Bahn, die seit gut 50 Jahren zu den alteingesessenen Fahrgeschäften der Basler Herbstmesse gehört.
Die «Swing Up» betreibt die Familie Senn bereits in fünfter Generation. «Viele erzählen uns, dass sie als Kinder schon mitgefahren sind und heute mit ihren Enkeln kommen», sagt Riccardo Senn und lacht. «Das ist das Schönste an unserem Beruf: Die Freude ist ansteckend und irgendwie elektrisierend.»
Ohne Pfuus kein Fahrspass
Elektrisierend ist ein gutes Stichwort. Denn ohne Strom läuft hier gar nichts: keine blinkenden Lichter, keine Musik, kein heisser Chäsbängel. Damit auf den sieben Aussenstandorten von der Rosentalanlage bis zum Petersplatz alles rund läuft, sorgt das Team von IWB jedes Jahr für eine temporäre Stromversorgung.
Rund 3 Kilometer zusätzliche Kabel verlegen sie dafür, 700 temporäre Anschlüsse und kurz darauf noch einmal 250 für den Weihnachtsmarkt. «Die Vorbereitungen für die Herbstmesse beginnen schon im Januar», erklärt Schirmer. «Gemeinsam mit dem Kanton Basel-Stadt planen wir, wo welche Bahnen stehen und wie viel Strom sie brauchen.» Etwa zwei Wochen vor dem Start rollen dann die ersten Kabel über den Platz.
Ein Netz aus 700 Anschlüssen
Damit alle genug Strom haben, stellt IWB neben den fest installierten Verteilkästen diverse temporäre Stromverteiler auf. Von dort aus zieht sich ein Netz aus dicken, orangefarbenen Kabeln über die Plätze. Das Team von Schirmer rollt sie von grossen Bobinen ab und schliesst alles fachgerecht an. «Das machen wir an allen sieben Standorten», sagt Schirmer. «Jeder Schausteller gibt im Voraus an, welche Leistung er braucht. Sobald die Bude oder das Fahrgeschäft aufgestellt ist, muss der Betreiber einen Sicherheitsnachweis vorlegen. Ohne Nachweis kein Strom.»
Viele Schausteller haben auf LED umgestellt.
Insgesamt braucht die Herbstmesse rund 700 000 Kilowattstunden Strom. Bei rund einer Million Besucherinnen und Besuchern pro Jahr sind das 0.7 Kilowattstunden Strom pro Kopf. Zum Vergleich: Die gleiche Menge braucht es, um zuhause ein warmes Nachtessen für die Familie zu kochen statt an der Messe eine Wurst zu essen. Aber auch hier hat das Energiesparen längst Einzug gehalten. «Viele Schausteller haben auf LED umgestellt. Das macht einen grossen Unterschied», sagt Schirmer.
Neben den rund 460 Fahrgeschäften und Buden braucht auch das Leben hinter den Kulissen Energie. Für die Wohnwagen der Schausteller stellt IWB weitere 200 Anschlüsse in der Stadt zur Verfügung. Acht Elektriker sind an der Herbstmesse im Einsatz – eingespielt, wetterfest und unerschütterlich.
Hochbetrieb kurz vor dem Start
Drei Tage vor Messebeginn sind die meisten Messeteilnehmenden vor Ort. Überall wird aufgebaut, geschraubt und getestet. Schirmer und seine Kollegen prüfen jeden Anschluss, jede Sicherung, jeden Zähler. Sie sind nicht nur dafür verantwortlich, dass jeder Strom bekommt, sondern auch verpflichtet darauf zu achten, dass alle Vorschriften und Gesetze eingehalten werden. Die Personensicherheit hat oberste Priorität.
Schirmer macht diesen Job schon seit sieben Jahren und kümmert sich um den ganzen Prozess: von der Anfrage über die netztechnischen Abklärungen bis hin zur Rechnungsstellung. Trotz emsigem Treiben um ihn herum lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Das schätzen auch die Schausteller. Man kennt und respektiert sich. «Ein Anruf und fünf Minuten später sind sie vor Ort», lobt Schausteller Riccardo Senn. «Die machen echt einen guten Job. Das ist nicht überall so.»
Ein Anruf und fünf Minuten später sind sie vor Ort.
Auch Michele Pelosi vom «Spearman’s Wrap Hot Dog» ist zufrieden und klopft den Platzverantwortlichen Christian Frey und Christian Jost auf die Schulter. «Die beiden sind immer da, wenn man sie braucht. Schnell, freundlich, unkompliziert. So macht das Arbeiten Spass.»
Während den 16 Tagen bleibt das Team verfügbar. «Wir haben einen zusätzlichen Pikettdienst, nur für die Herbstmesse. Aber meist läuft alles reibungslos», sagt Schirmer. Noch bevor die ersten Schausteller ankommen, kontrolliert und dokumentiert ein externer Experte alle Anschlüsse nochmal. Ein unabhängiges Vieraugenprinzip für maximale Sicherheit.
Nach der Messe ist vor der Messe
Und wenn alles wieder abgebaut ist? «Dann geht’s direkt weiter mit dem Weihnachtsmarkt», sagt Schirmer und lacht. «Nach der Messe ist vor der Messe.» So schnell wird ihm und seinen Kollegen die Arbeit also nicht ausgehen.
Stromanschluss für Messen und Veranstaltungen
Neben den Grossanlässen wie der Herbstmesse ist das Team der IWB für sämtliche temporären Stromanschlüsse in Basel zuständig. Vom Blutspendebus über kleine bis mittlere Veranstaltungen bis hin zum ESC. Unter der Leitung von Dirk Saner kümmern sie sich ausserdem um den Betrieb und Unterhalt des Datacenters, der Notstromaggregate, der Gleichrichtestationen für die Trams und der gesamten Ladeinfrastruktur der Elektrobusse. Hinzu kommen jedes Jahr ca. 250 temporäre Baustromanschlüsse und das Anlagencontracting bei diversen Grossunternehmen.
Mehr Informationen zu temporären Anschlüssen für Messen und Veranstaltungen: iwb.ch
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