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Klimadreh
Magazin

Menschen & Energie

Energieberatung für eine Basler Kulturinstitution

Thomas Koeb und Philipp Sanwald stehen auf den Stufen im Treppenhaus des Stadtcasinos Basel.
Ihr historisches Haus ist auf dem neusten Stand: Thomas Koeb (vorne) und Philipp Sanwald (hinten) im Stadtcasino Basel. (Fotos: Christian Aeberhard)

Das Stadtcasino Basel war zunächst nicht angetan von einer vorgeschriebenen Energieberatung. Doch das Ergebnis hat alle begeistert.

Er zählt zu den akustisch besten Konzertsälen weltweit – was man schnell merkt. Doch die bewegte Geschichte des Musiksaals im Stadtcasino Basel muss man sich erst erklären lassen. Der Zionistenkongress, der hier einst den Grundstein des Staates Israel legte, die unzähligen Klassik-Stars, die hier seit knapp 150 Jahren ein- und ausgehen. Dann wurden mit Aufkommen von Tram und Autoverkehr die Fenster versiegelt. Erst mit dem Umbau von 2016 bis 2020 wurden sie wieder geöffnet. Und nun: Braucht dieser erstklassige, historische Saal auch noch weniger Energie. «Ehrlich gesagt, waren wir skeptisch», sagt Thomas Koeb, Direktor der Casino-Gesellschaft Basel, die das Haus betreibt. «Ein Neubau sollte doch optimal laufen, zumal die Energieberatung, die wir von Gesetzes wegen durchführen müssen, auch Geld kostet.»

Die Lüftung verbraucht am meisten Energie

Im Frühjahr 2022 beginnt das Stadtcasino mit der Betriebsoptimierung durch eine externe Firma. Man wollte anfangen, nachdem die letzten Corona-Beschränkungen aufgehoben wurden, erklärt Philipp Sanwald, der technische Leiter des Hauses im Untergeschoss. Dort steht eine der Hauptverbraucherinnen von Strom: die Zuluftanlage. «Wir können bis zu 40 000 Kubikmeter Frischluft pro Stunde in den Saal bringen», kommentiert Sanwald. Diese werde von aussen angesaugt und über eine schallgedämmte Lüftungsanlage direkt unter die Sitze im Saal geleitet. «Mit maximal 28 Dezibel ist die Anlage auch für kritische Ohren nicht wahrnehmbar.»

Nahaufnahme der Raumlüftung am Boden.
Die Lüftung im Saal ist geräusch- und nun auch energieoptimiert.

Heizkosten und Stromkosten gespart

Doch wie spart das Stadtcasino nun Energie? Sanwald erklärt: «Ursprünglich lief die Anlage nach einem fixen Programm. Das hat – vereinfacht gesagt – morgens gestartet und dann den ganzen Tag ideale Luft im Saal erzeugt.» Nur sei der Saal lediglich in wenigen Stunden voll besetzt. Bei Proben und während der Reinigung brauche es viel weniger Frischluft. Sensoren überwachen nun die Luftqualität im Saal; gelüftet wird nur, wenn ein Schwellenwert übertreten wird. «So haben wir viel weniger Luftaustausch. Das spart Stromkosten für die Lüftung, aber auch Heiz- und Kühlkosten, da weniger temperierte Luft nach aussen abtransportiert wird.»

Thomas Koeb

Direktor, Casino-Gesellschaft Basel

Die Energiesparmassnahmen sind genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen.

Energie gespart, finanziellen Schaden abgewendet

Auf die Frage nach den finanziellen Einsparungen zeigt Direktor Koeb auf mehrere Diagramme. «Der Energiebedarf ist in den Vergleichsmonaten klar gesunken. Zum Teil haben wir ihn fast halbiert.» Nur die Kosten seien noch nicht entsprechend tiefer. Grund sind die gestiegenen Strompreise im letzten Jahr aufgrund der Verwerfungen am Energiemarkt. Das Stadtcasino Basel bezieht seinen Strom am freien Markt. Während die Preise für das Kulturhaus jahrelang sehr tief waren, haben sie sich 2023 versiebenfacht. Dazu Thomas Koeb: «Die Sparmassnahmen sind genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Ohne sie hätten wir ein grosses betriebswirtschaftliches Problem gehabt.» Tariferhöhungen wären dann ein Thema geworden. «Das wollten wir unbedingt vermeiden», meint Koeb. «Wir leisten als gemeinnützige Institution einen Beitrag zum Kulturleben in Basel.»

Betriebsoptimierung geht weiter

Noch ist die Betriebsoptimierung mit der beauftragten Firma nicht abgeschlossen. «Als Nächstes nehmen wir uns die Kühlung vor», sagt Philipp Sanwald. Inzwischen verbrauche das Kühlen im Sommer mehr Energie als das Heizen im Winter. Auch eine Photovoltaikanlage auf dem Nachbargebäude sei eine Option, ergänzt Thomas Koeb. Hier müsse allerdings noch eine stadtbildverträgliche Lösung gefunden werden. Ganz gleich, wie es für das Stadtcasino Basel in Energiefragen weitergeht: Einen spürbaren Effekt hatte das geschichtsträchtige Haus bereits. Und zwar fortissimo.

Jemand hält ein Tablet in Händen. Darauf sind Skizzen und Daten der Gebäudetechnik zu sehen.
Sensoren ermöglichen, die Gebäudetechnik genau zu steuern und zu überwachen.