
Text: Paul Drzimalla; Fotos: Alessandro Della Bella
—
Die Natur geizt nicht, denken wir bereits in der Seilbahn. Ein Murmeltier huscht über die Wiese unter uns, oben schaut neugierig eine Gämse, und weit hinten streckt der Tödi seine eisigen Füsse ins tiefe Tal. Wer sich der grössten alpinen Solaranlage der Schweiz nähert, kommt zwangsweise mit der Bergwelt in Berührung. Hier, im hintersten Teil der Glarner Alpen, zeigt sie sich in aller Schönheit. Wir erreichen die Bergstation und werden von Kuhglockengeläut und fern rauschendem Wasser begrüsst. Die Wanderung beginnt.
Auf dem Weg zur Muttseestaumauer, wo sich AlpinSolar befindet, begleiten uns Christian Heierli und Pascal Semlitsch. Als Investment Manager für erneuerbare Energien haben sie beide den Bau der Solaranlage begleitet – Heierli für die Energieversorgerin Axpo, die das Projekt initiiert hat, Semlitsch für IWB, die als Partnerin das Projekt mitfinanziert und mit ihrem Tochterunternehmen Planeco den Bau realisiert hat. «In den 14 Jahren, in denen ich mich bei Axpo mit erneuerbaren Energien beschäftige, habe ich es mit vielen Technologien zu tun gehabt», beginnt Heierli. «Die Idee, an der Muttseestaumauer eine Solaranlage zu installieren, ist so alt wie der Stausee. 2017 durfte ich das Projekt dann übernehmen.» So beginnt die Geschichte von AlpinSolar.
Perfekter Ort für Liebe auf den ersten Blick
Dass diese Geschichte genau hier im südlichen Glarnerland stattfindet, ist kein Zufall. Seit den 1960er-Jahren produzieren hier die Kraftwerke Linth-Limmern Strom und prägen durch verschiedene Bauwerke die Landschaft. So wie die Seilbahn, die heute beim Aufstieg viele Höhenmeter spart und ihre Vorläuferin, die früher statt Personen Baukräne und Material auf knapp 2000 Meter Höhe transportierte. Das Kraftwerk Linth-Limmern wurde mehrmals ausgebaut, zuletzt 2015 zu einem Pumpspeicherkraftwerk. Für dieses entstand am Muttsee eine Staumauer, die sichelförmig nach Süden schaut. «Schon bei der Planung war klar, dass dies der Ort für eine Solaranlage ist», erklärt Heierli. Denn zur Ausrichtung kommt die Höhe: Auf 2500 Metern ist die Sonne stark und der Nebel selten. Hier kann gerade im Winter besonders viel Strom produziert werden.