
Text: Paul Drzimalla; Fotos: Timo Orubolo
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Auch wenn sich der Himmel strahlend blau in den getönten Brillengläsern spiegelt, hält die Sonne ihre volle Kraft noch zurück. Es ist kalt an diesem Frühlingstag. Vor sich hat Rita Zehnder das Limmattal und die Stadt, hinter sich ein markantes Gebäude, dessen Fassade warmbraun schimmert. Sie winkt ihrer Tochter zu, die mit dem Enkelkind im Garten spielt, dann begrüsst sie Maren Zinke, ihre Architektin. Die Frauen wenden sich dem Sechs-Parteien-Haus zu, dem man nicht ansieht, was alles in ihm steckt. Dafür braucht man einen Moment Zeit, um sich die vielen guten Ideen erläutern zu lassen. Und die Entstehungsgeschichte eines Generationenhauses.
Vom Eltern- zum Generationenhaus
Rita Zehnder und ihr Mann Walter leben schon seit Jahren hier am Zürcher Hönggerberg. Es ist das Elternhaus von Rita, ein unscheinbares damals zweistöckiges Gebäude mit grossem Grundstück. Und es lässt seine Bewohner zuletzt ratlos werden. «Auch wenn das Haus schon seit über 60 Jahren hier stand, konnten wir uns nicht mehr vorstellen, darin alt zu werden», erklärt Rita Zehnder beim Durchqueren des Gartens. Zu steile Treppen, keine Möglichkeit zum Ausbau. «Ich wollte gemeinsam mit meinen Kindern leben und ihnen irgendwann das Haus überlassen können.»
Zudem dürfen Rita und Walter Zehnder ihr altes Haus weder erhöhen noch abändern – das sagt das Grundbuch, und so wünschen es bei ersten Gesprächen die Nachbarn. Doch die langjährige Immobilienspezialistin und der pensionierte Jurist lassen sich nicht abschrecken. Schnell wird klar: Rechtlich liegt ein Neubau drin. Sie lassen sich von einem Architekturbüro beraten, doch der Entwurf überzeugt sie nicht. Ein zweites Büro bringt einen Holzbau ins Spiel. «Das kannten wir gar nicht», meint Rita Zehnder. «Unser Interesse war geweckt.» Doch das zweite Büro verrechnet sich, Zehnders haben kein gutes Gefühl. Schliesslich trifft Rita auf das Zürcher Architekturbüro Kämpfen Zinke + Partner. Es gilt als Pionier im Holzelementbau und der sogenanten «Solararchitektur», bei der integrierte Photovoltaik und Solarkollektoren eine Einheit mit der Architektur bilden. Dieser Ansatz überzeugt Familie Zehnder.