Keine Arbeit ist so wichtig, dass man dafür sein Leben riskiert

Wir haben Thomas Faes, Sicherheitsfachmann und seit annähernd 10 Jahren bei IWB, zu verschiedenen Seiten des Themas befragt. Er berät und unterstützt die Verantwortlichen bei IWB hinsichtlich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie Brandschutz, Security (Schutz gegen kriminelle Tätigkeiten) und Safety (Schutz von Bevölkerung und Umwelt bei Störfällen).
Wie unterscheiden sich Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Freizeitschutz?
Thomas Faes: Bei Arbeitssicherheit hat man eine rechtliche Handhabe ebenso wie beim Gesundheitsschutz. Was den Freizeitschutz angeht, sensibilisieren wir und agieren somit rein präventiv. Es gibt dazu keine gesetzliche Handhabe. Dank der Suva sind unsere Mitarbeiter auch in Ihrer Freizeit versichert. Gerne erläutere ich die einzelnen Begriffe nochmals genauer. Sicherheit beinhaltet neben der Arbeitssicherheit auch Freizeitsicherheit, Security (Schutz vor kriminellen Handlungen), Brandschutz und Safety (Schutz der Bevölkerung/Umwelt vor gefährlichen Stoffen/Einwirkungen). Der Transport von gefährlichen Gütern (Gefahrgut) fällt ebenso darunter. Der Begriff Gesundheit umfasst neben dem klassischen Gesundheitsschutz auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement und die Betriebliche Gesundheitsförderung.
Wie hat sich die Arbeitssicherheit in den letzten Jahren bei IWB entwickelt?
Thomas Faes: Alleine in den letzten 9 bis 10 Jahren, seit ich bei IWB bin, hat sich einiges gewandelt. Absturz und Absturzsicherheit war schon immer ein Thema, doch in den letzten Jahren hat man dort einen Schwerpunkt gesetzt. Es geht um die Frage: Wie muss man sich und andere sichern? Hierzu gibt es gesetzliche Vorgaben, auf die wir hinweisen müssen, die wir kontrollieren und auch schulen. Gerade bei IWB haben wir ein komplexes Umfeld. IWB Mitarbeitende müssen auf unsere eigenen Dächer, Partner müssen auf unsere Dächer und ebenso müssen Mitarbeitende auf fremde Dächer, beispielsweise für Solaranlagen.
Weshalb wird ein bestimmtes Thema zu einem Schwerpunkt?
Thomas Faes: Die Suva erarbeitet Vorgaben, die wir dann übernehmen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden häufig die gesetzlichen Richtlinien angepasst. Lange Zeit war Asbest ein Thema, dank Sanierungen ist das je länger je weniger ein Thema. Sehr aktuell ist Stolpern als Thema, was sehr häufig belächelt wird. Doch nachweislich passiert diesbezüglich sehr viel. In der chemischen Industrie wird man beispielsweise dazu angehalten, bei Treppen den Handlauf zu gebrauchen.
Wie bist du in Unfälle involviert?
Thomas Faes: Wir erfassen alle Unfälle. Jede Unfallmeldung läuft über meinen Tisch. Egal ob man sich in den Finger schneidet oder vom Dach stürzt, um das vorherige Thema nochmals aufzugreifen. Sobald eine Unfallmeldung gemacht wird, bin ich informiert. Berufsunfälle müssen abgeklärt werden. Freizeitunfälle müssen nicht abgeklärt werden, denn wie bereits erwähnt haben wir dort keine gesetzliche Handhabe. Grundsätzlich geht es bei der Unfallabklärung darum, zukünftige ähnliche Unfälle zu vermeiden und nicht darum einen Schuldigen auszumachen.
Welche besonderen Fähigkeiten erfordert dein Aufgabenbereich?
Thomas Faes: Man muss dabei sehr viel Fingerspitzengefühl haben. Es gibt viele IWB Mitarbeitende, die für unseren Input dankbar sind. Dabei erwähnen wir bewusst nicht nur Punkte die nicht in Ordnung sind, sondern nehmen auch die Punkte auf, die in Ordnung sind. Letztlich geht es bei unserer Dienstleistung immer um den Schutz von Leib und Leben. Wir machen das basierend auf den rechtlichen Vorgaben und weisen auf etwaige Missstände hin, äussern unser Sicherheitsbedenken und unterstützen gerne bei der Lösungsfindung.
Weshalb werden Vorgaben der Arbeitssicherheit nicht beachtet?
Thomas Faes: Es sind häufig die gleichen Gründe, die angegeben werden. Zum einen Zeit-, zum anderen Kostendruck vom Chef, Eigentümern, Mietern, Projektleitern usw. Dafür haben wir selbstverständlich Verständnis. Andererseits ist niemandem damit geholfen, wenn beispielsweise bei einem Stromausfall einer unserer Mitarbeiter im Spital landet, nur weil er die Sicherheitsvorschriften nicht beachtet hat. Der Kunde hat sehr wahrscheinlich immer noch keinen Strom, da sich die Arbeiten weiter verzögern. Ein solches Szenario sorgt meist für Einsicht bei allen Beteiligten.